Die Sicht der Dinge kann man verschieben, sollte es sogar!
Was willst du tun, wenn du nach 10 Reisetagen am Sortieren und Ordnen bist, Schublade auf, alles rein, wieder auf und neu analysieren, Schublade wieder zu, bis der nächste Gedanke dich dazu verleitet, erneut neu eingeflossene Gedanken in deine Sicht der Dinge zu packen.
Ob das alles richtig ist, weißt du ohnehin nicht, wirst es so manches Mal nie erfahren, oder es lässt sich anhand von unterschiedlichen Zeitebenen gar nicht klar zuordnen. Denn was gestern noch gut war, ist heute schon schlecht. Zumindest dann, wenn es einem so suggeriert wird oder werden soll.
Und da sind wir beim Endprodukt Holzklotz, der Axt, dem Klassenzimmer und dem jungen Baum, der davorsteht, weil die Pflicht ruft!
Nein – ich will es nicht verteufeln, aber gern zum Nachdenken anregen.
Was hat das nun wieder mit einer Reise zu tun, die ich mache? Wo besteht ein Zusammenhang mit Paraguay und einem Holzklotz, inklusive einer Axt?
Zugegeben – ich kenne Paraguay erst seit ein paar Tagen, habe viel gefragt, mir erklären lassen, beobachtet, hingeschaut und mich geschämt.
Ich habe Ausschau danach gehalten, was ich meiner Tochter im Teenageralter mitbringen könnte, um zu sagen: Papa war in Paraguay, freu dich doch mit ihm und erinnere dich gern daran!? Aber an was genau sollte sich mein Kind erinnern und an was erfreuen?
Ich kann Bilder schicken, zeigen oder gar entwickeln lassen. Was aber bringt das IHR?
Ich kann Klamotten kaufen, sie ihr schenken und hoffen, dass sie gefallen. Was aber bringt das IHR?
Jedwedes weitere Beispiel lässt den Betrachter oder neuen Besitzer zwar teilhaben, aber nicht erleben. Stattdessen gebe ich ihr meine Gedanken weiter und meine Wünsche an sie. So schrieb ich ihr, nachdem sie mir neulich ein Bild sandt, als sie noch klein war und ich mit ihr eine Rutsche herunterrutschte, eine Nachricht in der Folgendes stand:
„Ich habe mir dein Bild von gestern sehr oft immer wieder angeschaut. Du siehst aus wie ein kleines Äffchen 🤭. Voll süß!
Es sind ganz viele Erinnerungen, die da hochkommen und sich zurück ins Bewusstsein katapultieren!
Ich fühle, wie es war, dich kleinen Menschen auf dem Arm zu haben, für dich alles zu tun, was man tun kann, damit es dir gut geht. Ich kann dich quasi auch riechen, dein Duft, die Freude dich als mein (unser) Kind bezeichnen zu können.
Für dich beim jetzt Lesen sicher altes Papageschwafel, aber irgendwann wirst du wissen, was ich meine.
Und wie sollte es anders sein - mir stehen ein paar Tränen in den Augen, wenn ich das schreibe.
Es ist eine Zeit, die nur in den Erinnerungen weiterleben kann. Und deshalb habe ich so viele wie möglich gesammelt!!!
Es war und ist toll, dich an meiner Seite zu haben und zu wissen, dass es dich gibt.
Und auf meiner Reise hier denke ich sehr oft an dich. Ich würde es dir gern zeigen, es dich miterleben lassen.
Ich kann dir tausende Schnickschnacksachen als Mitbringsel kaufen und mitbringen, aber all das wird nicht ansatzweise das widerspiegeln, was man selbst damit verbindet.
Was ich dir aber mitbringe, ist die Tatsache, dass du selbst einmal Mut haben sollst Mut zu haben! Habe Mut dich zu entfalten, dich von deinen Eltern zu lösen, zu leben, frei zu sein - örtlich UND gedanklich und lebe dein Leben mit Bedacht, Demut und Frieden in deiner Seele!
ICH LIEBE DICH!“
Einige kritische Stimmen werden nun behaupten, dass es doch dazugehöre etwas zu schenken. Aber genau darum geht es (mir) nicht! Befähige ich mein Kind damit, die Sicht der Dinge zu überdenken, gebe ich ihr weit mehr als ein Stück Schnickschnack. Mein Ziel ist es, sie als kleinen Baum wachsen zu lassen, sie nicht komplett von der Axt in einen nach DIN gehauenen Holzklotz nach 10 oder 12 Jahren mit einem Zettel in der Hand ein Gebäude zu verlassen, um dann dem zu folgen, was angedacht ist. IHRE Werte soll sie entfalten, abwägen und loslaufen – egal wohin, aber mit Bedacht in dem ihr angemessenem Maße. Weg vom materiellen Denken, hin zum Freigeist, der versteht, dass nicht der schönste Schuh, der größte Fernseher, die schönste Strähne und das schnellste Auto das ist, was den Wert des Lebens ausmacht, sondern das Leben mit Bedacht, Demut und Frieden in der Seele zu erleben.
Diese Reise zeigt unseren Wohlstand auf, in dem wir uns tagtäglich über Dinge beschweren, die als Luxusproblem zu deklarieren sind. Hier in Paraguay willst du an manchen Stellen nicht alles sehen und dennoch sind diese Menschen mit dem was sie haben, glücklicher als es viele von uns jemals sein werden!
Und vielleicht schaffe ich es ja, meinem Kind eine von mir selbst gepflückte Mango mit über den Ozean zu schleppen, die wir gemeinsam essen können und genau das als miteinander zeitverbringendes Erlebnis zu feiern.
Vielen Dank fürs Lesen!