„Niemand, der jemals sein Bestes gegeben hat, hat es später bereut.“ George Halas, ehemaliger Fußballspieler und Trainer.
Sue Dikmen, ehemalige Bundesligisten-Frauenfußballspielerin , mit Ulrike Ballweg, Co-Trainerin der Frauennationalmannschaft (beim Frauen-Länderspiel im Sommer 2009 in Karlsruhe) „Ich war nie eine, die aufgegeben hat“
Wie sind Sie eigentlich zum Fußball gekommen? Ich habe mit 7 Jahren angefangen, im Garten Fußball zu spielen – natürlich noch mit den Jungs in einer Mannschaft zusammen. Damals gab es noch gar keine Mädchen- oder Frauenmannschaften. Als ich 16 war, bin ich dann in die sich gerade entwickelnde Damenverbandsliga gewechselt, und 6 Jahre später in die Bundesliga. Mein erster Club war der SC Klinge Seckach, der einzige badische Fußballverein. Wir spielten auf dem Rasen des benachbarten Freizeit-Zentrums, da der Verein selbst keinen Rasenplatz hatte. Also alles etwas provisorisch, aber in den 90er Jahren war der Frauenfußball in Deutschland noch nicht so populär. Während meiner achtjährigen Bundesliga-Zeit hatte ich das Vergnügen, mit Größen wie Steffi Jones, Renate Lingor, Ulrike Ballweg zu spielen. Neben meinem Engagement in Clubs war ich zwischen meinem 12. und 30. Lebensjahr auch Mitglied in der badischen Auswahlmannschaft, zu der die besten 15 Spielerinnen des Bundeslandes gehörten.
Sue, was war Ihr schönstes Erlebnis auf dem Rasen? Den größten Erfolg hatte ich mit meinem damaligen Bundesligaverein SC Klinge Seckach, als wir 1996 das DFB-Pokalendspiel erreicht hatten, am Ende aber leider gegen Frankfurt 2:1 verloren haben. Zum ersten mal in der Geschichte wurde das Frauenendspiel live im Fernsehen übertragen. 40.000 Zuschauer waren vor Ort und ich stand auf dem grünen Rasen. Ich habe mir damit meinen fußballerischen Kindheitstraum erfüllt. Wann und warum haben Sie mit dem aktiven Fußball aufgehört? Ein Jahr nach dem DFB-Pokalendspiel 1996 war bei mir quasi die Luft raus. Ich hatte mit diesem Höhepunkt in meiner Spieler-Laufbahn alles erreicht, was ich mir schon als kleines Mädchen beim Kicken im Klostergarten erträumt hatte. So wollte ich einmal als Fußballerin im „aktuellen Sportstudio“ auftreten. Die Berichterstattung und Medienaufmerksamkeit rund um das damalige Pokalendspiel waren überwältigend und es kam wie es kommen musste – wir wurden vom öffentlich-rechtlichen Sender eingeladen und mein Traum vom „aktuellen Sportstudio“ wurde wahr.
Wie haben Sie die Kurve vom Sport zum Berufstätigkeit bekommen? Ursprünglich hatte ich einmal Industriemechanikerin gelernt, habe allerdings dieses Berufsbild nie wirklich kennengelernt. Ich habe deshalb in meiner aktiven Zeit nie gemerkt, dass Industriemechanikern gar nichts für mich ist. Erst als ich dann 1997 mit dem Sport aufgehört habe, habe ich mir ernsthaft Gedanken gemacht, was ich beruflich möchte. Schnell war klar, dass ich mich intern weiter entwickeln und gefordert werden möchte – und das bei einem Unternehmen mit einem guten Namen. Nach einer Initiativbewerbung bei der Allianz ging dann alles sehr schnell. Und nun bin ich seit mittlerweile 13 Jahren Vertriebs-Mitarbeiterin bei einer Allianz Agentur in Karlsruhe.
Welche Fähigkeiten und Erfahrungen aus dem Sport können Sie in Ihrem Job einsetzen? Auf jeden Fall sind es Ausdauer und Geduld. Wenn man den Vertrieb mit dem Fußball vergleicht, ist das wie ein Spiel in der 88. Minute, bei dem man 0:1 hinten liegt. Da darf man nicht aufgeben und denken, dass schon alles verloren ist. Nein, man hat noch zwei Minuten bis zum Spielabpfiff, in denen man das Ruder noch einmal herumreißen kann. Und genauso ist es auch im Versicherungsvertrieb. Es wird bis zum Rechnungsabschluss 31. Dezember gespielt. Hier profitiere ich wahnsinnig vom Sport.
Ich weiß, dass Fußball für mich nicht nur ein Sport war, sondern ein Geschenk fürs Leben. Zudem helfen eine gewisse Struktur und strategisches Arbeiten sowohl in sportlicher als auch beruflicher Hinsicht. Schlussendlich hilft mir auch die im Sport praktizierte Eigenmotivation. Ich muss sowohl im Sport als auch im Berufsleben bei Bedarf höchstes Leistungsniveau abrufen und den persönlichen Schweinehund überwinden können. Ich muss motiviert genug sein, nach sportlichen Niederlagen wieder am Training teilzunehmen und nach schlechteren Tagen im Job wieder ins Büro zu gehen. Ich weiß, dass ich trotz meines vollen Einsatzes verlieren kann und es danach weitergeht.
Am Ende des Tages ist es immer eine Frage der Haltung. Diese Einstellung hat mich mein ganzes Leben geprägt, daher konnte ich bei Spielrückständen mich und meine Mitspielerinnen immer und immer wieder zum Weitermachen motivieren. Und so ist es auch im Job, ich würde niemals aufgeben nur weil es mal schwierig wird. Quelle: Ausgabe "11 Freundinnen" 2010
- Sue Dikmen -